Es wurde eine fast komplett neue Mannschaft zusammengestellt, wie zufrieden bist Du nach den ersten Wochen ?

Nach den ersten Wochen kristallisiert sich ein deutlicher Unterschied in der Hallentechnik, in der technisch-taktischen Ausbildung und in der Zielstrebigkeit zum Erfolg zu kommen heraus.

Welche Ziele hast Du mit der Mannschaft in dieser Saison und in der Zukunft ?

In dieser Saison haben wir das Ziel uns so weit oben wie möglich zu platzieren, deutlich besser in der letzten Saison. In der Zukunft muß man versuchen die Schwachstellen noch auszumerzen, um in die einteilige zweite Bundesliga zu kommen.

Wer gehört aus Deiner Sicht zum Favoritenkreis in dieser Saison ?

Zu dem Favoritenkreis gehört eindeutig Nellingen, die Mannschaft ist seit Jahren, bis zuletzt auf eine Spielerin und eine Torfrau, zusammen. Diese Mannschaft besitzt gute Beinarbeit, sehr viel Härte, hat einen guten Altersdurchschnitt und spielt einen modernen Hallenhandball.
Zum weiteren Favoritenkreis gehört Bietigheim, Allensbach, die im Moment etwas verletzungsgebeutelt sind, Bensheim-Auerbach, Bad Wildungen und Weibern, alles Mannschaften, die z.T. seit Jahren in dieser Liga spielen und mit Bad Wildungen ein Neuling, der sich aber erheblich mit internationalen Spielerinnen verstärkt hat- aus Holland und Rumänien.

Was hat sich im TVM-Umfeld in den letzten Wochen verbessert ?

Es hat sich vieles deutlich verbessert. Entscheidend ist sicherlich, dass Mario Schrödel, der ein klares Zeitmanagement hat, weiterhin an der Spitze steht, seine Aufgaben zum richtigen Zeitpunkt anfasst und angeht und zu Lösungen treibt. Durch die Veränderung der Werbeflächen ist in dem sehr treuen Helferkreis eine gewisse Erleichterung eingetreten. Andererseits haben wir noch viele Aufgaben vor uns, die zu lösen sind, aber daran wird sehr fleißig gearbeitet. Einen noch höheren Stellenwert sollte unser Wirtschaftsrat erhalten, ohne den wir in der schwierigen Finanzwelt nicht zurecht kommen können.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Mario Schrödel ?

Mario Schrödel – dieser Mann läuft sehr gut, er kümmert sich um alle wesentliche Dinge, ist sehr oft im Training präsent, um nicht zu sagen immer, was auch eine gewisse Kontrollsituation, auch für die Spielerinnen, bedeutet und ist ein sehr positiver Mensch. Durch ihn haben sowohl Ecki als auch ich eine große Entlastung erhalten, die gewonnene Zeit kann somit der individuellen Schulung der Mannschaft zur Verfügung gestellt werden.

Wie lange erleben wir noch einen Trainer Dr. Gerlach ?

Diese Frage kann ich nicht so einfach beantworten. So lange ich gesund bin und noch Spaß an dieser Arbeit habe, wird es sicherlich einen Trainer Gerlach geben.

Gibt es für Dich ein Leben ohne Handball ?

Natürlich gibt es auch ein Leben nach dem Handball, weil ich noch viele andere Hobbys außer meinen Beruf habe, den ich über alles liebe und der sehr zeitintensiv ist und meine Kraft, die ich zum Glück noch im Übermaß besitze, fast alleine auffrisst. Die Entfernung der Medizin vom Menschen und der Menschlichkeit hat für mich zur Folge, dass ich mich mehr in diese Nische begeben muss, um den Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen.

Praxis, Handball, Klavier spielen – gibt es noch andere Dinge die Dir Spaß machen?

Was viele nicht wissen, ich lese sehr viel. Ich habe auch einen sehr großen Garten, der mir sehr viel Spaß macht, bei dem ich aber zum Glück nicht zu viel Zeit investieren muss, weil meine 83-jährige Mutter hier noch sehr aktiv mitwirkt. Ich habe auch zwei Kinder, deren berufliche Entwicklung mir sehr viel Spaß macht und Freude bereitet. Meine Tochter hat das Studium der Veterinärmedizin abgeschlossen und ist jetzt mit einer Stelle versorgt. Mein Sohn studiert Medizin und ich hoffe, dass ich ihm noch viel Hilfestellung geben kann.

Urlaub und nicht arbeiten sind für Dich Fremdwörter. Wenn dennoch Urlaub, wo verbringst Du ihn gerne ?

Meinen Urlaub verbringe ich vorwiegend in Südtirol. Bayern oder Österreich. Ich liebe auch alte Kulturen, so dass ich manchmal an den Wochenenden, wo wir keinen Handball haben, mir solche Städte ansehe, um hier aus der Vielfalt unserer Geschichte und den Schönheiten unseres Landes Kraft zu schöpfen.

Du hast beruflich und sportlich fast alles erreicht, gibt es für Dich noch irgendein Ziel ?

Ja, ohne ein Ziel kann man nicht erfolgreich arbeiten. Mein Ziel ist es, mich immer auf den neusten Stand der Medizin, der medizinischen Entwicklung, zu bewegen. Nicht nur in meinem Fach der Orthopädie, sondern auch in anderen Fächern, die mir Spaß machen – als da ist Onkologie, Intensivmedizin, neurologistische Techniken, Physiotherapie. Ich möchte gerne noch ein Buch über Sportanatomie schreiben, um auf die Wichtigkeit von Entwicklungsschritten aus der Medizin für Trainingsprozesse und für Schulungsprozesse hinweisen zu können.

Du gehörst zu den besten Sportmedizinern deutschlandweit, viele Leute reisen hunderte von Kilometer, um von Dir behandelt zu werden. Tagtäglich Stress pur, da denken viele in Deinem Alter schon längst ans aufhören, Du steckst aber voller Energie. Wie lange möchtest Du unter der Doppelbelastung noch arbeiten und wie motivierst Du Dich immer wieder neu, um Deine schwierigen Aufgaben im Beruf und Handballsport zu bewältigen ?

Für mich bedeutet Stress etwas auszuüben, was man nicht kann. An das Aufhören denke ich noch lange nicht, ich fühle mich auch nicht so alt wie ich bin. Ich empfinde auch keine Doppelbelastung, es muss mir Spaß machen und Spaß hat man dann, wenn man sieht, dass diese Art Früchte bringt. Ich motiviere mich durch Musik und vielleicht auch wieder durch Zeichnen, dieses Hobby hatte ich früher, habe es aber wegen der Zeitintensität, die dieses Hobby fordert, aufgegeben und möchte mich vielleicht noch einmal dem Gesang widmen. Wenn man viel Energie abgibt, benötigt man eine Quelle für diese Energie. Diese Quelle ist mein Glaube und die Kraft, die ich aus meiner nächsten Umgebung schöpfe.