Mainzlarerinnen rund 55 Minuten fast ebenbürtig mit dem deutscher Meister – Koljanin kurz vor Schluss schwer verletzt

Es hätte ein perfekter Abend werden können für die Mainzlarer Zweitligahandballerinnen, die gestern vor heimischem Publikum zur Drittrunden-Begegnung im DHB-Pokal den deutschen Meister vom 1. FC Nürnberg empfingen. Rund 55 Minuten lang war den beiden doch so ungleichen Konkurrenten kein Klassenunterschied anzumerken, bevor die Gäste von ihrer größeren Routine zehrten und mit einem 31:27 (16:13)-Sieg in die nächste Runde einzogen. Dass man überhaupt über weite Strecken so gut mithalten konnte, hätte durchaus Anlass gegeben zur Freude. Diese wurde jedoch völlig überschattet davon, dass sich Mainzlars starke Neuverpflichtung Anita Koljanin rund zweieinhalb Minuten vor dem Ende einen Achillessehenabriss zuzog.
Als noch alles gut war, kamen die Gastgeberinnen viel besser ins Spiel als die wegen eines Staus verspätet in der Lollarer Clemens-Brentano-Schulturnhalle eingetroffenen Nürnbergerinnen, legten in den ersten zehn Minuten stetig ein Tor vor und setzten sich sogar mit 10:7 ab.
Der FCN hatte zunächst vor allem mit einer gut postierten TVM-Defensive und mit einem starken Lisowska-Dolny-Mittelblock vor einer noch stärkeren Nicole Dauth im Tor seine liebe Mühe und konnte weder die zumeist eng gedeckte Anja Rösler noch Kreisläuferin Maja Sommerlund ins Spiel bringen.
Erst nach und nach und vor allem über das gefürchtete Tempospiel kam der turmhohe Favorit besser zum Zug, glich aus, ging in der 21. Minute erstmals in Führung (10:11) und stellte seinerseits einen Drei-Tore-Vorsprung her. Die vorher groß auftrumpfenden Anna Lisowska und Koljanin wirkten etwas platt, brauchten dringend eine Verschnaufpause, die sie auch bekamen.
Wer glaubte, die Heimmannschaft hätte nun ihr Pulver verschossen, sah sich aber getäuscht. Auch die jüngere Garde um Daniela Wolff, Svenja Jähnicke und Gina Duketis, die zu Beginn der zweiten Hälfte ran durfte, schlug sich prima und kämpfte sich mit einer bravourösen Einstellung wieder heran. Beim 18:18 (39.) war der erneute Gleichstand herbeigeführt. Auch als Nürnberg immer wieder vorlegte und der TVM oft aus aussichtsreicher Position an der nun hervorragend aufspieleden Marianna Gubova im Gästetor scheiterte, waren die Staufenbergerinnen nicht kleinzukriegen.
Selbst beim 22:27 gab jede Spielerin noch einmal alles. Mit Erfolg: Fünf Minuten vor Schluss war beim 27:28 wieder alles offen. Doch statt des Ausgleichs fiel der vorentscheidende 29. Gegenreffer. Und nach dem Schock der schweren Verletzung von Koljanin, die unglücklich aufkam und sofort schreiend zu Boden sank, war das Mainzlarer „Spiel des Jahres“ (Nürnbergs Trainer Herbert Müller) im doppelt negativen Sinn gelaufen. Über die gezeigte Riesenleistung wollte sich niemand mehr so recht freuen.
„Insgesamt bin ich sehr stolz auf die Mannschaft, die die harte Arbeit der letzten Wochen gut umgesetzt hat“, sprach der „Doc“ von „einem sehr guten Ergebnis“, das mit dem tragischen Ausfall seiner neuen Rückraumstütze aber teuer erkauft war.

Im Stenogramm

Mainzlar:
Dauth, Krüger (bei einem Siebenmeter, 44.); Koljanin (7), Atanasoska (1), Ruzickova (n.e.), Lisowska (10/4), Wolff (3), Hess, Duketis (1), Reeh (1), Bepler, Jänicke (2), Jensen (1).

Nürnberg:
Krause, Gubova; Sommerlund (2), Rohde (4/1), Walzik (4), Kubasta (1), Beck (n.e.), Wohlbold (6), Simakova (n.e.), Rösler (6/4), Popluharova (2), Luber (6).

Schiedsrichter: Schembs/Weyell (Nackenheim/Nieder-Olm)
Zuschauer: 320
Zeitstrafen: 6:6 Minuten
Siebenmeter: 4/4:5/4