Der Jubel nach dem Befreiungsschlag in Melsungen bei der SG Kirchhof war riesig groß und zeigte einmal mehr, wie viel Druck sich auf den schmalen Schultern der meist zierlichen Spielerinnen des Frauenhandball-Zweitligisten TV 05 Mainzlar angehäuft hatte. »Jetzt geht es erst richtig los«, freute sich etwa Jonna Jensen überschwänglich über das Ende der Negativserie und den ersten Saisonsieg. Deshalb soll auch am Samstag die Laola-Welle mit den eigenen Fans angestimmt werden. Dann trifft der TVM nämlich um 19.30 Uhr in der heimischen Sporthalle der Clemens-Brentano-Europaschule auf das Team des SV Allensbach.

Doch ein Selbstläufer wird die anstehende Begegnung mit dem Tabellensiebten garantiert nicht. Zumal die mannschaftsinternen Baustellen beim TVM trotz des Sieges in Nordhessen noch immer sehr groß sind. Trainer Dr. Jürgen Gerlach herzte seine Spielerinnen nach dem Abpfiff in der Melsunger Stadtsporthalle mit einer kräftigen Umarmung, blieb aber fernab jeglicher Euphorie bei einem gesunden Realitätssinn: »Die Spielerinnen haben sicherlich sehr gut gekämpft und sich auch nach einem hohen Rückstand nicht aufgegeben. Doch es waren noch viele Dinge dabei, die verbesserungswürdig sind. Gerade im spielerischen Bereich können und müssen wir uns verbessern. Und auch aus dem Rückraum müssen wir mehr Treffer erzielen. Wir haben auch gesehen, dass uns dort noch eine Spielerin fehlt.«

Am Liebsten würde Dr. Gerlach zunächst Matilda Atanasoska, die Schwester der ehemaligen Mainzlarer Rechtsaußen Adrijana Atanasoska, verpflichten. Doch nachdem die schnelle Spielerin bereits einige Trainingseinheiten mit dem Team absolviert hat, stocken die Vertragsverhandlungen. »Es müssen erst noch andere Sachen geklärt werden«, sagt Mainzlars Co-Trainer Eckhard Weber dazu. Somit wird der TV 05 Mainzlar auch am Samstagabend ohne Neuverpflichtung auskommen müssen. Dabei hofft das Trainerduo Gerlach/Weber auf eine ähnlich beherzte kämpferische Leistung und eine Steigerung im spielerischen Bereich. »Wir haben das sicherlich in Melsungen sehr gut gemacht. Aber auch schon in den Spielen davor waren wir kämpferisch gut. In Metzingen etwa haben wir im zweiten Durchgang gut gekämpft und diese Halbzeit auch gewonnen. Es hat aber am Ende nicht ganz gereicht«, sagt Weber.

Ob es am bevorstehenden Spieltag für ein erneutes Erfolgserlebnis ausreicht, hängt im Wesentlichen von der Deckungsarbeit des TVM zusammen. Denn hätten die Torsteherinnen Lenka Krajcárova und Meike Tornow nicht teilweise überragend gehalten, wäre auch ein Sieg gegen völlig verunsicherte SGK-Spielerinnen fraglich gewesen.

Gegen Allensbach muss der Abwehrverband vor allem das Hauptaugenmerk auf die handlungsschnelle Lena Landenberger werfen. Die 24-Jährige kann aus dem Rückraum hart und präzise werfen und somit zu einer echten Gefahr für die körperlich eher schwache TVM-Abwehr werden. Ebenfalls Beachtung gebührt der flinken und abschlussstarken Petra Lauterbach. Die bundesligaerfahrene Kirsten Watzke (vormals Thüringer HC) gehört zudem zu den herausragenden Spielerinnen im Konzept von Trainer Oliver Lebherz. Die »Hühner« vom Bodensee, die in den letzten Jahren stets im oberen Tabellendrittel platziert waren, konnten am vergangenen Wochenende mit einem Kantersieg auf sich aufmerksam machen. Nach einer bärenstarken Deckungsleistung bezwang der SV Allensbach die völlig überforderte Mannschaft vom TV Beyeröhde mit 31:19 und deutete dabei so richtig das eigene Potenzial an.

»Es war wichtig, in Kirchhof gegen eine Mannschaft gewonnen zu haben, die auch um den Verbleib in der Liga kämpft. Darum geht es für uns nach diesem Start auch. Allensbach wird ein überaus wichtiges Spiel für uns. In diesem Match werden wir auch spielerisch gefordert und wissen dann auch, wo wir in diesem Bereich stehen«, sagt Weber, der keine personellen Engpässe beklagt. Nur Daniela Wolff muss nach ihrer erfolgreichen Kreuzband-Operation passen.