Erstliga-Absteiger tritt mit neuformierter Mannschaft an – Hoffnung auf Trainer Duketis
Nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga in der vergangenen Saison und damit dem bitteren Ende einer 15 Jahre andauernden Ära in der höchsten deutschen Spielklasse starten die Handballerinnen des TV Mainzlar im Jahr des 100-jährigen Vereinsbestehens in der Spielzeit einen nahezu kompletten Neuanfang in der zweiten Liga. Vorbei zu sein scheinen die Zeiten, in denen in Mainzlar die Verantwortung für Erfolg und Misserfolg der Mannschaft in der Hauptsache auf vier, zugegeben sehr breiten Schulter lag: auf denen des Dreigestirns Bierau-Dugall-Kern, das die Fäden hinter den Kulissen zog, und auf denen von Ausnahmespielerin Monika Ludmilova, die es auf dem Feld richten musste.
Die vier großen Namen der TVM-Vergangenheit haben sich inzwischen aus der ersten Reihe zurückgezogen und überlassen nun anderen Personen ihre Arbeit. Für die Geschicke abseits des Spielfelds ist weiter die Staufenberg-Mainzlarer Handball (SMH)-GmbH verantwortlich. Federführend ist ein Team von rund 15 Personen, die teilweise schon seit Jahren für den Verein tätig sind. Das Zepter in der Hand hat Geschäftsführerin Kerstin Grölz, die ihre Karriere als Spielerin beendet hat. „Wir wollen uns mit jungen, möglichst aus der Region kommenden Spielerinnen in der 2. Bundesliga etablieren, wirtschaftlich stabil arbeiten und den Handball in Mainzlar zu einem Event für alle Alterklassen machen“, zeigt Dieter Mackenrodt (Marketing) auf, wo es hingehen soll.
Die Mannschaft, die dies auf dem Parkett verwirklichen soll, hat ein komplett neues Gesicht bekommen. Neun Spielerinnen aus dem alten Kader haben sich verabschiedet, zehn neue sind dazu gekommen. Auf teure ausländische Neuverpflichtungen wurde verzichtet. Zum Team mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren gehören bis auf den neuen Leitwolf Peggy Treek, Andrijana Atansoska und Dana Kläring ausschließlich
Spielerinnen, die aus der Gegend stammen oder zumindest zuletzt in Vereinen der Region gespielt haben.
Als neuer Trainer wirbelt der erfahrene und in heimischen Gefilden bestens bekannte Iljo Duketis. Von ihm wird erhofft, dass er beim TVM noch einmal ähnliches bewegen kann wie vor einigen Jahren bei den Männern des TV Hüttenberg. Auch hier formte er eine junge Mannschaft mit einer aggressiven und offensiven Abwehr und dynamischem Tempospiel zu einer Truppe, die wenig später den Aufstieg in die zweite Liga schaffte.
„Ich bin schon oft zu Vereinen gekommen, wo man dachte, dass es nicht mehr weitergeht und habe bewiesen, dass es doch geht. Ich möchte jungen Talenten eine Chance geben, sie begeistern und ihnen den Handball vermitteln, den ich früher als Spieler selbst praktiziert habe: aus einer harten, aber immer fairen Abwehr heraus schnell nach vorne spielen und den Zuschauern etwas bieten“, sagt der 52-Jährige. Er musste jedoch anfangs feststellen, dass es seinen „individuell nicht richtig geschulten“ Schützlingen noch an einigen Kleinigkeiten fehlte und noch viel Arbeit vor ihm lag.
„Wir müssen erst einmal in den Rhythmus kommen und möglichst viele Punkte sammeln“Iljo Duketis, TrainerDeshalb wurde in der Vorbereitung beinhart trainiert, im August beispielsweise an 27 (!) von 31 Tagen. Im Tor ist Marion Chilla die klare Nummer eins. „Mary ist auf jeden Fall ein Gewinn. Ihr fehlt es nach langer Pause noch etwas an Schnelligkeit bei den Reflexen, aber das bekommen wir mit Training hin“, sagt der Coach. Kaum zu verdrängen sein („da wird es für Jördis Mundt erst einmal ganz schwer, reinzukommen“) wird Andrijana Atanasoska auf Rechtsaußen, die wie in der vergangenen Spielzeit auch in der Vorbereitung überzeugte.
Im Rückraum haben in den Testspielen zumeist Mannschaftsführerin Peggy Treek, Gitta Politt und Sandra Steinbach agiert. Zu rechnen sein wird aber auch mit Linkshänderin Catharina Meywald, die wegen ihres Medizinstudiums vier wichtige Wochen ausfiel: „Cathy braucht noch Anlauf, aber ich habe keine Bedenken, dass sie sich gut integrieren wird“, hält der Handballlehrer große Stücke auf die Ex-Kleenheimerin. Zsofia Mozsi wird wohl noch etwas Zeit benötigen, um ihre Physis zu verbessern. „Aber wir brauchen sie, denn Peggy wird nicht immer 60 Minuten spielen können“, hofft Duketis, dass die Tochter der ehemaligen Lützellindener Bundesligaakteurin Eva Mozsi bald zur vollwertigen Alternative im linken Rückraum heranreift.
Am Kreis verfügt der TVM mit Trainertochter Ines Duketis („sehr dynamisch“) und Simone Scheuerer, die in der Abwehr noch etwas zulegen müsse, über „zwei gute Spielerinnen“. Und für seine „sehr explosive“ Linksaußen Dana Kläring wünscht sich Duketis noch mehr Selbstvertrauen: „Sie lässt nach ein, zwei Misserfolgen schnell den Kopf hängen und muss psychisch stärker werden.“
Den Youngsters Lisa Kern, Annika Hackel und Carolin Elmshäuser werden wohl zunächst wenig Spielanteile eingeräumt werden. „Diese drei bilden derzeit unseren Perspektivkader, stehen aber in engem Kontakt zur Mannschaft und werden sicher ihre Chance bekommen.“
Mit diesem Grundgerüst wird der TV Mainzlar in seine erste Zweitliga-Saison seit der Spielzeit 1989/1990 gehen. „Wir müssen erst einmal in den Rhythmus kommen und möglichst viele Punkte sammeln. Danach können wir weitere Spielerinnen einbauen“, deutet Duketis an, dass die Runde noch lang ist und in deren Verlauf auf der Bank noch einiges passieren kann.
Und wie schätzt er die Chancen in der neuen Liga ein? „Die Spielerinnen müssen noch viel lernen, um in der zweiten Liga bestehen zu können. Das Potenzial ist aber da.“ Zunächst müssten „kleine Brötchen“ gebacken werden. „Wir mussten schließlich zehn neue Spielerinnen einbauen.“

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