Sachsen Zwickau ohne Moral – Jensen und Jänicke überzeugen – Dr. Gerlach: „Zu viele Fehler gemacht“

Eine Woche nach der derben Niederlage bei Bundesligaabsteiger Frisch Auf Göppingen haben sich die Zweitligahandballerinnen vom TV 05 Mainzlar rehabilitiert und bei ihrem ersten Heimauftritt der neuen Spielzeit die 450 Zuschauer in der Clemens-Brentano Europaschule Lollar mit einer phasenweise erstklassigen Leistung überzeugt.

Gegen den aufstiegsambitionierten BSV Sachsen Zwickau, der in vielen Situationen nichts mit einem Zweitligisten gemein hatte, spielten die Staufenbergerinnen am Ende souverän und problemlos einen 30:20 (17:11)-Erfolg heraus. Doch folgt dieser guten Vorstellung nun Euphorie und Aufstiegsgerede bei der jungen Mannschaft? Wohl kaum, denn von Zufriedenheit war nach dem Triumph keine Spur. „Wir wissen nach diesem Spiel wo wir stehen. Ich denke, dass wir im oberen Mittelfeld landen können. Das war heute in Ordnung, aber wir können und müssen uns noch steigern“, sagte Neuzugang Jonna Jensen, die mit ihrer kecken und temporeichen Spielweise einen großen Anteil am Sieg hatte, selbstkritisch.

Bereits nach acht Minuten ließ der TVM, dank zweier Tempogegenstoßtore von Jensen mit einer 5:1- Führung aufhorchen und Zwickaus Trainer Csaba Arva nahm bereits zu diesem Zeitpunkt eine Auszeit. Diese brachte zunächst nichts ein, denn Svenja Jänicke – die in der ersten Halbzeit eine starke Leistung im Rückraum bot – setzte sich zweimal gekonnt durch und warf zum 7:3 in der 11. Minute ein. „Meine junge Mannschaft hat aber nicht immer so clever gespielt, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Das Spiel war insgesamt schwach, denn auch bei uns sind zu viele technische Fehler vorgekommen. Auf uns kommt noch harte Arbeit zu“, resümierte Gerlach später kritisch. Auch wenn diese Aussage ob der guten Leistung des TV Mainzlar zunächst etwas überzogen anmutet, bei einer akribischen Spielanalyse fällt auf, dass der Doc damit ins Schwarze trifft. Beispielsweise wirkte das Spiel der Staufenbergerinnen zwischen der elften und 21. Minute tatsächlich etwas lethargisch. Zu wenig Elan, zu wenig Konzentration und eine schwache Deckungsarbeit ermöglichten dem Gast den 9:9-Ausgleich. Das dieser von Carolin Unger, der Schwester der ehemaligen Mainzlarerin Anja Groschopp erzielt wurde, war kein Zufall. Die 27-jährige Rückraumspielerin war die einzige Sächsin mit Normalform und erzielte insgesamt sieben Treffer. Nach ihrem Tor meldete sich die von Nina Hess bestens geführte Heimmannschaft wieder zurück. Denn anstatt nach dem besagten Rückschlag das Spiel aus der Hand zu geben, besannen sich die Gastgeber auf ihre in der Anfangsphase dargebotenen Stärke und spielten ruhig und konzentriert weiter.

Bereits in der 25. Minute sollte sich diese routinierte Spielweise auszahlen, denn Bepler, Jensen und Jänicke sorgten mit einem Dreierpack für die 14:10-Führung, die durch Anna Lisowskas Abstaubertreffer kurz vor dem Pausenpfiff auf 17:11 ausgebaut wurde. Kurz vor dem Tor der wurfgewaltigen Polin, zeichnete sich Torfrau Meike Tornow mit zwei starken Paraden aus und verhinderte somit, das Herankommen der Zwickauer.

Angenehm unspektakulär verlief dann der zweite Abschnitt. Mainzlar zeigte Biss und Willen und überrollte den harmlos wirkenden und konzeptlos spielenden Gast förmlich. Bezeichnend für die Überlegenheit der Mittelhessinnen war das 20:11 der frechen Gina Duketis (35.). Der Neuzugang aus Ober-Eschbach überwand Manuela Splinter im BSV-Tor locker und leicht mit einem Heber zum 20:11. Danach war das Spiel gelaufen.

Gegen Ende des Spiels brachte Dr. Gerlach noch Katerina Ruzickova, die ihr Heimdebüt feierte, aber auch zeigte, dass sie noch keine Verstärkung ist und noch ein bisschen Zeit braucht, um im athletischen Bereich höheren Ansprüchen zu genügen.

„Es ist sehr wichtig, dass wir nach dem schwachen Auftritt in Göppingen die richtige Antwort gefunden haben. Man hat gesehen, dass wir im Rückraum und insbesondere in der Deckung Schwierigkeiten haben. Daran müssen wir arbeiten“, analysierte Gerlach, der insgesamt mit der kämpferisch starken und geschlossenen Mannschaftsleistung zufrieden sein konnte. Vor allem die Tatsache, dass Svenja Jänicke – wenn auch nur phasenweise – im Rückraum zu einer echten Leistungsträgerin avanciert, gibt Hoffnung für die nächsten Aufgaben.

TV Mainzlar:
Dauth, Tornow; Ruzickova, Atanasoska, Lisowska (4), Wolff (5), Dolny, Hess (4/1), Duketis (2), Reeh, Bepler (3), Jänicke (4), Jensen (8).

BSV Sachsen Zwickau:
Splinter, Rau; Höhne, Cupcea (1), Unger (7), Gamroth, Stein (3), Kalasauskaite (3), Stegert (1/1), Bartaseviciene (5/3).

Im Stenogramm

Schiedsrichter: Köhler/Wiggershaus (Geilenkirchen)
Zuschauer: 450
Zeitstrafen: 8:6 Minuten
Siebenmeter: 4/1:5/4