Auseinandersetzungen in Mainzlarer Führungsriege nach blamabler Heimniederlage gegen TSG Ober-Eschbach
Nichts ist es geworden mit dem zweiten Heimsieg in dieser Saison, der die Handballerinnen des TV Mainzlar im Kampf gegen den Abstieg dem Tabellenmittelfeld ein ganzes Stück näher hätte bringen können. Dank einer katastrophalen Fehlerquote im Spiel nach vorne und größtenteils abwesender kämpferischer Einstellung in der Defensive hatten die Staufenbergerinnen in der Lollarer Clemens-Brentano-Sporthalle keine Chance gegen die deutlich motivierter und abgeklärter aufspielende TSG Ober-Eschbach und verloren mit 26:28 (10:15). Nach verbalen Auseinandersetzungen nach dem Schlusspfiff bleibt abzuwarten, ob Jürgen Gerlach überhaupt noch als Trainer bei den Staufenbergerinnen weitermacht. Zum Spiel: Von Beginn an fand der Gastgeber nicht in die Partie und produzierte beim Versuch, den Ball schnell nach vorne zu tragen, Fehler am laufenden Band. Sämtliche längeren Pässe, ob von Torfrau oder Feldspielerinnen abgegeben, verfehlten die Hände der Mitspielerinnen und landeten nicht selten bei den geschickt zurücklaufenden Ober-Eschbacherinnen. Und am gegnerischen Kreis biss man sich an der offensiven 3:2:1-Abwehr allzu oft die Zähne aus, fand kaum spielerische Mittel und ließ den notwendigen Drang zum Tor vermissen.
Nach einer 2:1-Führung wurde die Heimmannschaft von Minute zu Minute unsicherer und geriet bereits in der 18. Minute deutlich mit sechs Toren Unterschied in Rückstand (4:10). Zwar verkürzte der TVM auf 7:10 (22.), doch weiter passierten unnötige Fehlpässe, die die Gäste als vorweihnachtliche Geschenke dankbar annahmen und mit erfolgreichen Gegenstößen bestraften.
Im zweiten Durchgang schien Mainzlar gewillt, sich noch nicht zu ergeben und verkürzte in der 34. Minute auf 13:16. Doch erneut wurde die Aufholjagd von einer Fehlerquote gestoppt, die ihresgleichen sucht. Abspiele direkt zum Gegner, technische Unzulänglichkeiten, ungenaue Abschlüsse aufs Tor der gut aufgelegten Ex-Lützellindenerin Eva Klassen – im Angriff gelang nur sehr wenig. In der Deckung hatte der TVM auch nicht den besten Tag erwischt und attackierte vor allem Eschbachs Halblinke Viktoria Grebe nur wenig. Beim 22:28 dreieinhalb Minuten vor dem Ende war die Niederlage Gewissheit.
„Ober-Eschbach hat deutlich mehr Herz gezeigt und besser gekämpft als wir. Wir waren in der Deckung sehr schlecht und haben im Angriff ohne Kreis und Rechtsaußen gespielt“, ließ Trainer Jürgen Gerlach zudem kein gutes Haar an seinen Torfrauen, die – nach der intensiven Vorbereitung per Video für ihn unverständlich – einige Konter in des Gegners Hände gespielt hatten. Ein großes Manko war für ihn, dass der Mannschaft derzeit „der letzte Touch zum bedingungslosen Siegeswillen fehlt“. Das Thema Einstellung und Motivation sorgte in der Pressekonferenz für einigen Gesprächsstoff.
Die Mädels seien völlig verunsichert und hätten Angst, in die Lücke zu gehen und die Verantwortung zu übernehmen, tat die ehemalige Mainzlarer Spitzenspielerin Monika Ludmilova offen kund und fragte nach den Gründen. Es sei keine Angst, sondern lege eher an den physischen Beschaffenheiten und dem geringen Alter seiner Schützlinge, dass sie „im körperlichen Kontakt nicht in der Lage sind, weiter zu gehen“, lautete der Grundtenor von Gerlachs Antwort. Fast für einen Eklat sorgte die Frage von Kerstin Grölz aus dem Bundesliga-Gremium der Gastgeber, ob die Verunsicherung der Spielerinnen vielleicht auch ein wenig auf seinen verbalen Umgang mit ihnen zurückzuführen sei.
Zaghaft zustimmender Applaus aus der Ecke der alteingesessenen Mainzlarer Fans und mittelschwere Empörung aus der Gerlach-Fraktion aus ehemaligen Lützellindener Zeiten waren die Reaktionen auf diesen Einwurf.
„Solche Fragen gehören intern in den Arbeitskreis. Ich bitte, das jetzt hier zu unterlassen“, versuchte SMH-Geschäftsführer Horst Münch, die Diskussion zu beenden. „Ich werde mir gut überlegen, wie ich diese Informationen jetzt verwerte“, wollte Gerlach nichts davon wissen, dass, wie Hallensprecher Dieter Mackenrodt es ausdrückte, „doch alle im selben Boot sitzen“. Die Konsequenzen dieses Vorfalls und die Zukunft von Jürgen Gerlach als Trainer bleiben abzuwarten.
Im Stenogramm
Mainzlar:
Kutna (18. – 42. Min.), Dauth; Lisowska (8/2), Kläring (2), Leib (n.e.), Wolff (3), Starsichova (2), Hess (1), Klein, Mozsi (2/1), Bepler (3), Jänicke (1/1), Reeh (4/3)
Ober-Eschbach:
Klaßen, Müller (bei einem 7m); Kordt (n.e.), Wriedt, Nagy (n.e.), Grebe (11/2), Shcherbakova (5), Holdovanska (n.e.), Neuheiser (4/1), Duketis (1), Abramauskaite (1), Volk, Jensen (4)
Schiedsrichter: Heit/Hörath (Heroldsberg/Zirndorf)
Zuschauer: 300
Zeitstrafen: 4:12 Minuten
Siebenmeter: 11/7:4/2

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