SG 09 Kirchhof – TV Mainzlar 27:32 (15:13)

Die Freudenschreie in der Melsunger Stadtsporthalle waren gestern Abend nicht zu überhören, als nach einem spannenden und ereignisreichen Zweitligaduell zwischen der SG Kirchhof und dem TV 05 Mainzlar die Schlusssirene ertönte. Mit 32:27 (13:15) setzten sich die Handballerinnen von Dr. Jürgen Gerlach durch und landeten somit den ersten Saisonsieg.

Dabei waren es vor allem die zuvor von Dr. Gerlach stark kritisierten jungen Spielerinnen, die mutig und ehrgeizig das Heft in die Hand nahmen. Selbst als Kirchhof kurz nach der Pause das Tempo deutlich anzog und durch Anna Miszczyj sogar mit 19:14 (36.) in Führung gehen konnte, bewahrten die Staufenbergerinnen die Nerven. »Wir haben in der vergangenen Woche mit einem Mentalcoach gearbeitet. Das hat uns sehr geholfen. Außerdem sind viele Dinge geklärt worden, was die Trainingsarbeit angenehmer gemacht hat«, freute sich Olivia Reeh, die selbst ein hohes Maß an Verantwortung übernahm und nach ihrer Kritik am Trainer selbst Taten folgen ließ und ein überragendes Spiel ablieferte.

Tor um Tor arbeitete sich der TVM wieder heran, und als Bepler (19:22/40.) vom Kreis und Reeh (20:22/41.) nach einer cleveren Körpertäuschung die mitgereisten Mainzlar-Fans immer lauter trommeln ließen, schien wieder alles möglich zu sein, was nur wenige Minuten zuvor unendlich weit erschien. Die gute Svenja Jänicke sorgte mit einem harten und platzierten Wurf vom Kreis für das 21:22 (41.). Die SG-Spielerinnen wirkten nun zusehends desorientierter.

Waren schon in der ersten Halbzeit auf beiden Seiten einige technische Fehler zu sehen, häufte sich die Fehlerquote nun bei den Gastgeberinnen deutlich. Die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten: die schlitzohrige Nica Elena Podelean vom Kreis (52.), die flinke Jonna Jensen (52.) sowie die abgezockte Reeh im Tempogegenstoß sorgten für das 25:25 (53.), ehe Podelean – die nach einer Zweiminutenstrafe zu Beginn der zweiten Hälfte weinend zusammensackte – per Siebenmeter den TVM mit 26:25 (54.) in Front brachte. Diese Führung ließen sich die Schützlinge von Trainer Dr. Jürgen Gerlach nicht mehr nehmen. Die SG Kirchhof produzierte in dieser Drucksituation Fehler am Fließband, die Mainzlar gnadenlos bestrafte. Nachdem Sophia Bepler einen Gegenstoß zum 28:26 abschloss und wiederum Podelean zum 30:26 (57.) einnetzte, war der erste TVM-Saisonsieg unter Dach und Fach.

Für die emsige Arbeiterin Jonna Jensen soll es nach den turbulenten Startwochen mit Pleiten, Pech und Pannen endlich nach oben gehen: »Jetzt geht«s erst richtig los. Ich denke, wir haben verdient gewonnen und den Befreiungsschlag gelandet. Es war gut, dass wir uns ausgesprochen haben. Es hat sich gleich bezahlt gemacht.« Auch wenn gerade die erste Halbzeit und der Beginn des zweiten Durchgangs recht holprig waren, war die Moral der Mittelhessinnen bemerkenswert.

Doch Dr. Gerlach bleibt auf dem Boden: »Wir hatten in den ersten Saisonspielen auch etwas Pech. Jetzt haben wir endlich gewonnen, wobei man gesehen hat, dass wir uns noch stark verbessern müssen. Unser Trainingsgast in der vergangenen Woche hat uns gut getan. Jedenfalls war viel mehr Zug drin als sonst.« Mit Trainingsgast meint Gerlach Matilda Atanasoska, die für die linke Außenbahn verpflichtet werden und vor allem die Problemzone Abwehr verstärken soll. Dass es in diesem Bereich noch hapert, wurde zu Beginn ersichtlich, als die erfahrene Rocsana Negovan immer wieder durch die Abwehr spazieren oder Viktoria Marquardt unbedrängt einwerfen konnte. Bei aller Euphorie und Freude nach dem »Befreiungsschlag« bleibt abzuwarten, ob tatsächlich die Wende zum Guten vollzogen werden kann oder ob nur ein trügerischer Burgfrieden herrscht. Dr. Gerlach selbst ist Realist und erwartet »noch viel Arbeit in den kommenden Wochen.«

SG Kirchhof:
Wehrs, Frommann; Pregler, Kirmse (7), S. Kaspar, J. Kaspar (1), Kühlborn, Ide, Negovan (10/4), Startschenko (2), Marquardt (5), Misczyj (2), Oross.

TV 05 Mainzlar:
Tornow, Krajcarova; Podelean (5/1)), Wenzl, Koljanin (4), Deuster, Bournez (10/3), Bepler (3), Jänicke (1), Jensen (4), Reeh (5), Schödl.

Im Stenogramm

Schiedsrichter: Caris/Foerster (Viersen)
Zuschauer: 350
Zeitstrafen: 6:8 Minuten
Siebenmeter: 5/4:4/4.