Heiße Diskussion nach dem Ober-Eschbach-Spiel soll am Donnerstag aufge-arbeitet werden

Beinahe zur Nebensache wurde die 26:28-Heimniederlage des Frauenhandball-Zweitligisten TV Mainzlar am Sonntag gegen die TSG Ober-Eschbach angesichts der Szenen, die sich in der anschließenden Pressekonferenz abspielten. Denn am Ende meldeten sich die beiden ehemaligen TVM-Spielerinnen Monika Ludmilova und Kerstin Grölz zu Wort und übten Kritik an Mannschaft und Trainer. Die folgende Unruhe beendete Horst Münch als Geschäftsführer der Staufenberg-Mainzlar Handball GmbH (SMH) damit, dass er die Beteiligten bat, solche Diskussionen nicht in der Öffentlichkeit, sondern intern innerhalb des Arbeitskreises Bundesliga auszutragen.
Gegenstand der Kritik und Anstoß der am Ende leicht giftigen Atmosphäre war in der Hauptsache die Art und Weise, wie die Mainzlarer Spielerinnen derzeit auftreten – verunsichert, mutlos und Verantwortung ablehnend. Kerstin Grölz warf ein, möglicherweise habe der Umgang von Gerlach, der seine Schützlinge oft anschreie, statt ihnen einfühlsam Mut zuzusprechen, mit der angeschlagenen Psyche zu tun. Die geteilte Reaktion der Anwesenden zeigte, dass es knapp ein Jahr nach der Verpflichtung des Trainers zwei Fraktionen gibt: eine, die kritiklos hinter dem „Doc“ steht, und eine, die nicht von allem überzeugt ist, was der erfahrene Handball-Experte in Mainzlar anpackt.
Fakt ist, dass Münch, der die Fäden in der Hand hat, sehr unzufrieden mit dem ist, was nach dem Spiel passiert ist. „Das ist eine Geschichte, die so nicht laufen kann. Kritik kann man üben, aber bitte im kleinen Kreis und nicht in der Öffentlichkeit“, sagt er. Am Donnerstag werde es eine Sitzung des Arbeitskreises geben, bei der die Geschehnisse ein Tagesordnungspunkt sein sollen. Danach gefragt, ob es tatsächlich schwerwiegende Unstimmigkeiten bei den Verantwortlichen gebe, antwortete Münch: „Das werden wir sehen, wenn ich mit meinen Damen und dem restlichen Arbeitskreis gesprochen habe.“
Ausführlich unterhalten habe er sich bereits mit Jürgen Gerlach, noch am Sonntag und auch gestern. „Er war überrascht über solche Dinge, und dass sie in der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Wir werden beide auf jeden Fall weitermachen und uns von diesen Sachen nicht beeinflussen lassen“, steht für Münch ein Abschied des Coachs außer Frage. „Ich stehe voll hinter ihm. Ich habe ihn ja hier her geholt und nicht alle Anstrengungen unternommen, um jetzt wegen so Kleinigkeiten, so nenne ich das mal, das Handtuch zu werfen. Und das sieht Jürgen ganz genauso.“
Auch Kerstin Grölz ging es mit ihrem spontanen und lediglich als Denkanstoß gemeinten Diskussionsbeitrag nicht darum, Gerlach völlig in Frage zu stellen. „Das war einfach nur meine persönliche Meinung als Zuschauer, dem Mainzlar und die jungen Spielerinnen am Herzen liegen, und hatte nichts damit zu tun, einen anderen Trainer zu fordern. Es liegt mir völlig fern, gegen Jürgen Gerlach zu schießen“, stellt die Bundesliga-Obfrau klar. „Es muss halt etwas passieren, sonst steigt der TV Mainzlar nämlich ab. Jürgen muss vielleicht etwas mehr auf die Spielerinnen zugehen“, sagt die Mannschaftsführerin vergangener Jahre.