Lockerer Heimsieg im Hessenderby – „Gynökologe“ Gerlach Vertrauen zurück gegeben

Die Zweitliga-Handballerinnen des TV Mainzlar haben das Siegen doch nicht verlernt. Nach dürftigen 1:11 Zählern und zuletzt zwei Niederlagen gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte haben die Staufenbergerinnen wieder einmal gewonnen. In einer vollen Lollarer Clemens-Brentano-Schulturnhalle fegte der TVM den hessischen Rivalen TSG Ober-Eschbach mit 32:21 vom Parkett und tat genau das, was die Querelen der vergangenen Wochen am einfachsten wieder in den Hintergrund treten lässt: erfolgreicher Handballspielen.

„Wir haben viel besser in den Raum und ohne Ball gespielt, was zuletzt unser Manko war. In der Deckung waren wir wieder ein wenig aggressiver, was dann dazu führt, dass auch das System Konter besser läuft“, hatte Trainer Jürgen Gerlach schnell die Ursache dafür ausgemacht, dass sich seine Schützlinge endlich „frei geschwommen“ haben. „Das ist wie in der Gynäkologie. In der Frauenheilkunde muss man auch Geduld haben. Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Das ist für mich eine Frage des Vertrauens. Und die Spielerinnen, die heute gespielt haben, haben mir dieses Vertrauen auch zurück gegeben“, klärte der Mediziner darüber auf, wie man die Problematiken der jüngsten Vergangenheit hinter sich gebracht habe.

Der Neuanfang schlug sich auch in der Veränderungen in der Startformation gegen die akut abstiegsbedrohten Ober-Eschbacherinnen nieder. Domenika Dolny („Sie hat in den letzten Wochen schlecht gedeckt. Da mussten wir irgend etwas versuchen.“) und Nicole Dauth fingen weder an, noch wurden sie eingewechselt. Anna Lisowska und Nina Hess nahmen zunächst auf der Bank Platz. Dennoch kamen die Mainzlarerinnen besser ins Spiel als die insgesamt sehr schwachen Kontrahentinnen, setzten sich früh mit drei Toren ab (4:1) und verwalteten diesen Vorsprung locker.

Zwar leistete man sich immernoch zu viele leichte Fehler im Angriff, doch die Gäste um ihre Quasi-Alleinunterhalterin, das erst 16-jährige Riesentalent Kim Naidzinavicius, die ihre schon erstaunlich reife Spielanlage aufblitzen ließ, konnten daraus kein Kapital schlagen. Vor allem die hochengagierte Svenja Jänicke spielte stark auf und suchte immer wieder erfolgreich den Weg zum Tor. „Die 3:2:1-Deckung der TSG kam uns sehr entgegen“, hatte auch Jonna Jensen, gegen ihren Ex-Verein besonders motiviert, sichtlich Spaß am Spiel und fand gehäuft die Lücken im gegnerischen Abwehrverband.

Kurz vor der Pause legte die Heimmannschaft die anfängliche Nervosität ab und setzte sich immer deutlicher ab. In einer ganz starken Phase in den ersten zehn Minuten nach dem Wechsel fiel endgültig die Entscheidung. Gegen eine sehr aufmerksame Mainzlarer Deckung fanden die Bad Homburger „Piraten“ überhaupt kein Mittel mehr und kamen kaum noch an einer gut aufgelegten Julia Völpel im TVM-Kasten vorbei. So war spätestens beim 28:15 (49.) durch eine vor allem im Konterspiel überzeugende Andrijana Atanasoka ein hoher Heimsieg beschlossene Sache.

„Die Mannschaft hatte viel zu verdauen. Der Trainerwechsel hat es schon schwieriger gemacht, das soll aber auch keine Entschuldigung sein“, musste auch Steffi Haitsch, die nach der einvernehmlichen Trennung von Coach Uwe Böbel kurzfristig wieder als Interimstrainerin eingesprungen war, mit ansehen, dass ihre Schützlinge keine Chance hatten.

Im Stenogramm

Mainzlar:
Völpel, Dauth (n.e.); Atanasoska (6), Lisowska (1/1), Wenzl (2/2), Wolff (4), Dolny (n.e.), Hess (2), Duketis (2), Reeh (1), Bepler (4), Jänicke (6), Jensen (4).

Ober-Eschbach:
Klaßen, Otto (bei einem Siebenmeter), Keis-Bilo (ab 44. Minute); Raksch, Wriedt (4/2), Beckmann (4), Shcherbakova (1), Neuheiser, Hanzel, Naidzinavicius (8/1), Abramauskaite (2), Holstein (2), Rauch.

Schiedsrichter: Gerhard/Küsters (Ingelheim/Mainz)
Zuschauer: 400
Zeitstrafen: 2:10 Minuten
Siebenmeter: 4/3:3/3