TV Mainzlar am Samstag (19.30 Uhr) gegen Spitzenreiter Göppingen – Gerlach: „Nichts zu verlieren“

In einer durchaus schwierigen Lage befinden sich die Spielerinnen und der Trainer des Frauen Handball-Zweitligisten TV 05 Mainzlar. Drei Spiele in Serie gingen zuletzt verloren und von Harmonie kann durch diese „Misserfolgs-Kette“ keine Rede sein. Die jungen Spielerinnen beklagen ein sehr hohes Trainingspensum und Müdigkeit als Folge. Fast schon traditionell lässt Trainer Dr. Jürgen Gerlach mit seine Mannschaft in den Wintermonaten ein üppiges Konditions-, Taktik- und Techniktraining vollziehen, das dann die Grundlage für den weiteren Saisonverlauf legen soll. Am morgigen Samstag, wenn in der Sporthalle der Clemens-Brentano-Europaschule Lollar der verlustpunktfreie Tabellenprimus Frisch Auf Göppingen seine Duftmarke abgibt, wollen sich die Mittelhessinnen die aufwendige Trainingsarbeit aus den Vorwochen zu nutzen machen und für eine große Überraschung sorgen.

„Die Trainingseinheiten in den Wintermonaten sind sehr wichtig um erfolgreich arbeiten zu können. Wir haben uns sehr gut auf diese Rückrunde vorbereitet“, sagt Gerlach, der mit seinen Trainingsmethoden bisher immer gut gefahren ist und großen Erfolg hatte.

Zweimal täglich mussten die Mainzlarer Spielerinnen während der Winterpause in die Halle fahren, um sich in allen Facetten des Handballsports updaten zu lassen.

Trotz dieses enormen Aufwandes, der sich laut Gerlach besonders im Schlussspurt einer Saison auszahlen kann, geht der Trainer eher pessimistisch in das kommende Aufeinandertreffen: „Frisch Auf ist eine außergewöhnlich gute Mannschaft, die auf allen Positionen ausgeglichen besetzt ist. Es ist klar, dass es für uns sehr sehr schwierig wird. Göppingen ist der Favorit. Wir müssen einen solchen Gegner nicht schlagen.“

Diese Aussage ist durchaus realistisch, denn bei einer spezifischen Betrachtung der Truppe von Cheftrainer Emir Hadzimuhamedovic wird klar, dass die mannigfaltige Auswahl und die große Qualität im Kader den souveränen Platz an der Spitze rechtfertigen.

Im Tor steht mit Alexandra Gräfer, die bereits bei den Trierer Mietzen in der Bundesliga spielte, eine erfahrene und leistungsstarke Frau, die mit ihren Paraden einen großen Anteil daran hat, dass Göppingen die beste Abwehr der zweiten Bundesliga Süd stellt.

Abschlussstark, spielfreudig und einfallsreich – diese Attribute treffen auf den Rückraum der Hadzimuhamedovic-Truppe zu. Die Tschechin Alena Vojtiskova und die Niederländerin Femke Verboven spielen beide auf halbrechts und bestechen durch ihre technischen und taktischen Fähigkeiten. Ebenfalls aus Holland kommt Karin Veltrop, die auf der linken Rückraumposition eingesetzt wird und sich diese Position mit der bundesligaerprobten Martina Fritz (ehemals DJK Trier) teilt. Über diese Ausgeglichenheit verfügen die Göppinger auch im Spielzentrum. Dort stehen mit Beate Geckeler und Hannah Breitinger zwei technisch starke und taktisch intelligente Spielerinnen auf dem Parkett, die Frisch Auf mit ihrer Kreativität in die Bundesliga werfen sollen. „Diese Mannschaft ist erstklassig besetzt. Wir müssen vergessen, was in den letzten Wochen neben dem Feld passiert ist und uns voll auf das Sportlich konzentrieren. Es wurde zuviel von Außen hereingetragen. Jetzt muss Konzentration her, denn es stehen wichtige Spiele an“, warnt Dr. Gerlach, der auf keine Spielerin verzichten muss. Alle werden dabei sein, wenn es gegen den Spitzenreiter aus Göppingen geht. Auch Kapitän und Spielmacherin Nina Hess. Sie hat mit ihrem Ex-Klub noch eine Rechnung offen. „Die Zeit in Göppingen war nicht so schön“, meint die Englisch- und Sportstudentin, die nach einer halbjährigen Leidenszeit ins Mittelhessische flüchtete.

Und dort könnte sie, gemeinsam mit ihren jungen Mitstreiterinnen, mit einer durchaus möglichen Play-Off-Teilnahme einen sehr großen Erfolg verbuchen. Doch dieser ist nicht nur von einer erfolgreichen Trainingsarbeit abhängig. Auch das Umfeld und der Wohlfühlcharakter werden den letzten Tick ausmachen, den die Truppe für die nächsten Wochen und Monaten benötigt. Gerade in diesem Bereich scheint einiges im Argen zu liegen. Denn vor allem der vergangene Heimauftritt gegen Nellingen, der in die Hose ging, offenbarte neben einer körperlichen auch eine geistige Müdigkeit bei den jungen Spielerinnen. Vielleicht bringt ein Sieg über den Tabellenführer Mainzlar wieder auf Kurs und die Stimmung wieder in angenehme Gefilde. Insofern steht eine sehr interessante Begegnung auf dem Programm. Unabhängig wie Mainzlar das Spiel gestaltet, die Leistung und die Spielweise werden die Richtung für die kommenden Wochen vorgeben.