TV Mainzlar gewinnt Alpha-Tier und verliert Nachwuchskräfte
Auch eine Berg- und Tal-Bahn mit nur kleinen Erhebungen hat eine Endstation. Und in die fuhren die Handballerinnen des TV Mainzlar am Sonntag nach etlichen Holperpassagen und Zitterphasen jubelnd ein. Sie hatten mit dem 23:22-Erfolg gegen den TV Nellingen den zweiten Saisonsieg in der 2. Bundesliga Süd gefeiert und damit die rote Laterne an den TV Beyeröhde abgegeben. Sie hatten sich zudem in einem neuen, deutlich internationaleren Gesicht präsentiert. Mit der 24 Jahre alten Leila Hadi wirkte eine zweite Französin in der Formation von Trainer Jürgen Gerlach mit, dafür waren die Nachwuchskräfte Svenja Jänicke und Elena Schödl schon nicht mehr dabei. Hieß es zuerst für das abwanderungswillige Duo, es müsse am Sonntag noch einmal das Mainzlarer Trikot tragen, so wurde es kurz vor Spielbeginn vom „Doc“ auf die Tribüne geschickt. Die endgültige Trennung der ehemaligen Lützellindener A-Jugend-Meisterspielerinnen vom TVM soll nach Aussage von Geschäftsführer Horst Münch von der Staufenberg-Mainzlarer Handball-GmbH (SMH) heute über die Bühne gehen.
Gegen die ebenfalls abstiegsgefährdeten Nellinger wirkte dafür Leila Hadi mit, von Anfang an im linken Rückraum – und das durchgehend die gesamten ersten 40 Minuten, obwohl sie nach Aussage von Chefcoach Gerlach erst „einmal eineinhalb Stunden“ mit der Mannschaft trainiert hatte. Hadi ist zwar nicht die avisierte großgewachsene linke Rückraumspielerin, sollte aber mit ihrem athletischen und kampfbetonten Einsatz sowie ihrem satten Wurf das Mainzlarer Spiel gefährlicher machen können. Für den „Doc“ ist sie auf jeden Fall eine „Persönlichkeit“. Dass sie in ihrer neuen Mannschaft auf dem Spielfeld als „Alpha-Tier“ fungieren will, machte sie bereits bei ihrem Einstand deutlich.
So will Trainer Gerlach in den nächsten Wochen mit „dieser Besetzung“ vornehmlich an der „Abstimmung in Abwehr und Angriff“ arbeiten. Und hofft „in der Rückrunde den Standard zu haben“, um sich von den Abstiegsrängen absetzen zu können. Als Vorteil dafür sieht er die Ausgeglichenheit der Liga. Ob Mathilda Atanasoska, die Schwester der ehemaligen Mainzlarer Flügelstürmerin Andrijana „Lele“ Atanasoska, dazu beitragen kann, steht in den Sternen. Die Verpflichtung der Mazedonierin, zuletzt beim Erstligisten Thüringer HC aktiv und jetzt in Mittelhessen anzutreffen, lässt sich nach Aussage von Münch derzeit nur schwer realisieren.
Unabhängig davon ist mit den Abgängen von Jänicke und Schödl das Kontingent der ehemaligen Spielerinnen aus Gerlachs A-Jugend-Meistermannschaft vom TV Lützellinden weiter geschrumpft. Derzeit scheinen nur (noch) Olivia Reeh und Sophia Bepler auf Mainzlarer Zweitligaebene mitspielen zu können. „Ich hoffe, dass es mehr als zwei Spielerinnen schaffen“, bekräftigte der Trainer-Routinier. Zum einen seien die Probleme für die Nachwuchskräfte im körperlichen Bereich zu suchen. Zum anderen hätten seine Jugend-Akteurinnen „nie mit Spielerinnen trainiert, die einen höheren Standard hatten“. Da hätten Spielerinnen gefehlt, „die mit Vorbild vorweg gehen“. Dadurch neige man dazu, „sich im eigenen Saft wohlzufühlen“.
Auf der anderen Seite war es Jürgen Gerlach, der den Wechsel vom TVL zum TVM damit begründet hatte, dass er seiner Meistermannschaft die Plattform für ein höherklassiges Auftreten verschaffen wolle. Angesichts des von ihm praktizierten Trainingsaufwands müssten die Talente diese eigentlich schaffen. Doch derzeit scheint er nur wenige dieser Spielerinnen mit zur vorgegebenen Endstation zu nehmen.
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