TV Mainzlar kämpft Bensheim/Auerbach nieder – Spannung und Kampf dominieren – Gerlach: „Tolle Schlussphase“
Am Ende hielt es niemanden mehr auf den Sitzen – die Halle bebte. Zwei Minuten vor dem Ende einer spannungsgeladenen und hart geführten Handballbegegnung des TV 05 Mainzlar und der HSG Bensheim/Auerbach erreichte die Dramaturgie in der mit 380 Zuschauern proppevollen Sporthalle der Clemens-Brentano-Europaschule Lollar ihren Siedepunkt. Anna Lisowska zirkelte den Ball zum 21:20 in die Maschen und führte somit erstmals in dieser Zweitligabegegnung der Frauen eine Führung für den TVM herbei. In den letzten 22 Sekunden überschlugen sich die Ereignisse, als Bensheims starke Kreisläuferin Stefanie Egger ihre körperlichen Vorteile gewinnbringend in Szene setzte und ausgleichen konnte. Mit kühlem Kopf und Kämpferherz trugen die cleveren Staufenbergerinnen den letzten Angriff vor – und dieser passte. Zwei Sekunden vor dem Ende wuchtete die couragierte Daniella Wolff den Ball in die Maschen. Festtagsstimmung in Lollar!
Auf dem Spielfeld gab es fortan kein Halten mehr. Die Freude glich einem ausgelassenen Aufstiegstaumel. Die kämpferisch vorzüglich agierende Mainzlarer Mannschaft feierte ausgiebig einen Erfolg, der aufgrund des Spielverlaufes durchaus als Schlüsselspiel der gesamten Saison gewertet werden kann. Ohne kreative Linie im Offensivspiel, ohne Stärke im Abschluss und über weite Strecken ohne spielerischen Glanz, schaffte es der TVM irgendwie einen Sieg gegen einen körperlich überlegenen und routinierten Gast zu erringen. Einen sehr großen Anteil an diesem Coup hatte Anna Lisowka, die den 20:20-Ausgleich (57.) besorgte und mit sechs Toren und einigen unverschämt cleveren Aktionen dem Gast den Gar ausmachte. Die Polin provozierte ihre Gegnerinnen, arbeitete hart und bewies, dass ihre Abgezocktheit unabdinglich für den Erfolg des TVM ist.
Zudem zeigte sich die Mannschaft diszipliniert. Als der Gast in der 15. Minute durch Antje Lauenroth mit 6:4 in Front ging, hatte das sehr schwache Schiedsrichtergespann Gante/Steinebach bereits rekordverdächtige neun Fehlent-scheidungen begangen. In der Anfangsphase vor allem gegen Mainzlar. Die Protagonistinnen im weiß-schwarzen Dress behielten jedoch die Ruhe. Auch die HSG sah sich gegen Ende der Partie betroffen und ging weniger souverän mit den Entscheidungen um. Zwei Rote Karten unterstreichen dies. Trainerin Barna Ildiko: „Die Schiedsrichter waren sehr schwach. Sie haben mit dazu beigetragen, dass der TV Mainzlar dieses Spiel glücklich gewinnen konnte.“ Die HSG hatte auch jeden Grund enttäuscht zu sein. Stefanie Egger und Claudia Schückler sorgten vor der Halbzeit für die komfortable 14:10-Führung, die ohne der starken Paraden von Nicole Dauth noch höher hätte ausfallen können. Im zweiten Abschnitt steigerten die Mittelhessinnen das ohnehin starke Deckungsspiel. Und als die Niederlage beim 14:18 (41.) durch Isabelle Glauner Konturen annahm, trug sich etwas Vorbildliches auf Seiten der Mainzlarerinnen zu. Die Spielerinnen feuerten sich an und sprachen sich Mut zu. Die Körpersprache suggerierte: hier geht noch was! Tatsächlich: die flinke Sophia Bepler sorgte mit einem Dreierpack zwischen der 42. und 44. Minute für das 17:18 und neue Hoffnung.
„Ich arbeite sehr gerne mit dieser Mannschaft. Und ich glaube das Team tut dies auch gerne mit mir. Sie hat toll gekämpft und in der Deckung unglaublich gut die Vorgaben umgesetzt. Die letzten zehn Minuten waren toll“, freute sich Gerlach über zwei Punkte und unterstrich seine Freude bei der Pressekonferenz mit einer Geste. Er bestand darauf, dass es diesmal nicht die Spielerin des Tages, die im Normalfall vom TVM_Fanclub gewählt wird, gibt, sondern beorderte die gesamte Mannschaft zu sich. Singend und tanzend kam das Team dann aus der Kabine und demonstrierte eine Eintracht, die tatsächlich in die Aufstiegsendrunde führen kann. Auch wenn dieses Spiel durchaus lange in Erinnerung bleiben wird (Jensen: „So etwas vergisst man nicht so schnell“), will Gerlach (noch) nicht das Wort „Aufstieg“ in den Mund nehmen: „Wir müssen die Spannung weiter hoch halten. Erst jetzt geht für uns die Saison richtig los.“ Doch jeder Sportler weiß, dass ein Team, welches im Stande ist solche ausweglose Situationen zu meistern, eine große Zukunft vor sich haben kann.
TV 05 Mainzlar:
Dauth, Tornow; Atanasoska, Wenzl, Ruzickova, Lisowska (6/3), Wolff (3), Dolny (2), Hess (5/3), Duketis, Reeh (1), Bepler (3), Jänicke, Jensen (2).
HSG Bensheim/Auerbach:
Giron-Timmler, Glaser; Egger (7/3), Lauenroth (5), Friton, Aubrecht (1), Savanyu (1), Streb, Marcantonio (2), Moszi, Schückler (2), Hermenau, Glauner (3), Kleinjung.
Im Stenogramm
Schiedsrichter: Gante/Steinebach (Attendorn/Siegen)
Zuschauer: 380
Zeitstrafen: 10:16 Minuten
Rote Karten: Streb (55./grobes Foulspiel), Marcantonio (60./Meckern)
Siebenmeter: 7/6:5/3
Hinterlassen Sie einen Kommentar