Frauen-Bundesligist Buxtehuder SV hat das internationale Turnier um das Oldenburger Wunderhorn gewonnen. Bei der insgesamt dritten Finalteilnahme reichte es zum ersten Mal zum Titelgewinn für die Mannschaft von Trainerin Heike Axmann. Der Vizemeister von 2003 bewies dabei Nervenstärke, da man sich sowohl im Endspiel als auch im Halbfinale nach Verlängerung durchsetzen konnte. Im Finale gewann der BSV gegen Ligakonkurrent Borussia Dortmund 23:22 (8:6; 17:17; 21:20). Dritter wurde die russische Mannschaft von Kuban Krasnodar vor Start Elblag aus Polen. Der TV Mainzlar belegte den abschließenden fünften Platz, der VfL Oldenburg wurde Sechster. Anna Kurepta und Svetlana Smirnova von Krasnodar waren die auffälligsten Spielerinnen und bekamen dafür Auszeichnungen. Das Turnier war insgesamt sehr ausgeglichen besetzt und zeichnete sich durch ungemein spannende Spiele aus.

Timo Hölscher – Oldenburg

Die beiden rein deutschen Viertelfinalpartien verliefen bereits äußerst packend. Schon ab 9 Uhr standen sich der BSV und der VfL gegenüber. Letztlich setzte sich die abgeklärtere Spielanlage des späteren Turniersiegers, der bereits zwischenzeitlich mit 5:2 geführt hatte, durch. Der TV Mainzlar lag im Viertelfinalspiel bis kurz vor dem Ende durchgehend in Führung und sah beim 12:10 schon wie der Sieger aus, als einige Zeitstrafen sowie eine Disqualifikation gegen Monika Ludmilova die Mannschaft vom neuen Coach Norbert Gwiozda entscheidend schwächten. TVM-Manager Bernd Bierau stand kurz vor dem Ende protestierend auf dem Spielfeld und bekam dafür eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt.

Im ersten Halbfinalspiel lief der Buxtehuder SV zunächst einem 0:3-Rückstand gegen das polnische Team von Start Elblag hinterher. Später wandelte man aber ein 3:7 in eine 8:7-Führung um. Doch der Stand von 11:8 für Buxtehude sorgte noch nicht für die Entscheidung, weil die Polinnen um die erfahrene Rückraumspielerin Iwona Blaszkowska mit 12:11 in Führung gingen. BSV-Rechtsaußen Melanie Schliecker markierte aber noch den 12:12-Ausgleichtreffer. In der 29. Minute sah Elblags Torfrau Izabela Zwiewka die Rote Karte wegen einer Unsportlichkeit, da sie einen Ball auf der Spielfläche außerhalb ihres Torraumes mit dem Fuß weggeschossen hatte. In der Verlängerung ließ der BSV dann aber nichts mehr anbrennen und setzte sich souverän mit 17:12 durch. Das zweite Halbfinale verlief weniger spektakulär. Routiniert spulte die Happe-Truppe ihr Pensum runter siegte locker mit 14:12 gegen Krasnodar.

Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltung war aber eindeutig das Finale. Der BSV und BVB hatten sich bereits in der Vorrunde gegenüber gestanden mit einem verdienten Dortmunder Sieg. Auch diesmal erwischte das Team von Trainer Thomas Happe den besseren Start und lag gleich mit 2:0 vorn. Anschließend übernahm aber der BSV das Kommando und führte bis zum 13:10 klar. Doch die Entscheidung war noch längst nicht gefallen, da der BVB vier Tore in Folge markierte und plötzlich mit 14:13 führte. Anschließend wechselten die Führungen hin und her. BSV-Neuzugang Line Kiärskou erzielte kurz vor dem Ende der 40 Spielminuten mit einem Hammerwurf das Tor zur Buxtehuder 17:16-Führung. Doch die Dortmunderin Michaela Seiffert markierte noch das 17:17, wodurch die Partie für einmal fünf Minuten verlängert wurde. In der Nachspielzeit blieb es zunächst spannend, ehe der BSV nach 47 Minuten mit 22:20 vorn lag. Doch die Dortmunder glichen durch den zehnten Treffer der überragenden Seiffert zum 22:22 aus. BVB-Trainer Happe ließ kurz decken, aber BSV-Rechtsaußen Melanie Schliecker vernaschte ihre Gegenspielerin und erzielte den abschließenden Treffer zum 23:22-Sieg der Axmann-Truppe.

Buxtehude überzeugte im Turnier durch eine homogene Mannschaftsleistung. Viele Spielerinnen wurden auf mehreren Positionen eingesetzt, wodurch das Team nur schwer ausrechenbar ist. Torhüterin Silke Christiansen zeigte einmal mehr, dass sie zu den Besten in Deutschland zählt. Die Neuzugänge Kiärskou und Nadine Große zeigten aufsteigende Form und sind in dieser Verfassung echte Verstärkungen. Dortmund überzeugte ebenfalls – auch weil man mit einem Minikader angetreten war, bei dem auch noch Janet Kliewe mit Rückenproblemen kaum spielen konnte. Neuzugang Mariuta Lipan fügte sich schnell in das Dortmunder Spiel ein. Der TV Mainzlar überraschte, da die Mannschaft völlig neu zusammengestellt war und noch einige Sprachbarrieren existieren. Bereits bei diesem Turnier wurde deutlich, dass Sieg und Niederlage beim TVM davon abhängig sind, wie die Rückraumspielerinnen Ludmilova und Tatyana Klimankova zur Entfaltung kommen. Die Oldenburger Mannschaft gab einmal mehr Rätsel auf: Starken Passagen folgten unerklärliche Einbrüche. Mit Neuzugang Diane Lamein und VfL-Urgestein Heike Schmidt verfügen die Oldenburger aber über eine der spielstärksten Bundesligamannschaften.

Eine Anekdote noch am Rande: Anna Kurepta und Svetlana Smirnova bekamen als Präsente für ihre Leistungen jeweils ein neues Fahrrad überreicht und mussten eine erste Runde durch die Halle drehen. Abzuwarten bleibt, wie das Team die zwei Drahtesel mit nach Hause in das über 2.000 Kilometer entfernte russische Krasnodar befördern will.

Viertelfinale:

Buxtehuder SV – VfL Oldenburg 10 : 9 (5:4)
Tore BSV: Melbeck (3), Kiärskou (3/1), Schliecker (2), Kotenko (2/1)
Tore VfL: Erfmann (3), Schmidt (2), Lamein (2/1), O. Nürnberg (1), Scholl (1)

Oltchim Valcea – Kuban Krasnodar 13 : 15 (4:8)

Start Elblag – Duslo Sala 15 : 14 (8:7)

TV Mainzlar – Dortmund 13 : 15 (8:5)
Tore TVM: Klimankova (6/1), Ludmilova (3), Kläring (2), Baboi (1), Treek (1)
Tore BVB: Lipan (4), Stange (4), Härdter (3), Held (2/2), Brandt (1), Tesch (1)

Halbfinale:

Buxtehuder SV – Start Elblag 17 : 12 n.V. (6:7; 12:12; 14:12)
Tore BSV: Henze (5), Melbeck (3), Kotenko (3/1), Schliecker (2), Neumann (2/1), Vogt (1), Große (1)
Rote Karte: Izabela Zwiewka (Elblag; 29. Unsportlichkeit)
Spielfilm: 0:3, 2:4, 3:7, 6:7 (Hz), 8:8, 11:8, 11:12, 12:12 (30.), 14:12 (35.), 17:12 (Es)

Kuban Krasnodar – Borussia Dortmund 12 : 14 (5:8)
Tore BVB: Seiffert (4/1), Härdter (3), Lipan (3), Lorenz (1), Brandt (1), Stange (1), Kliewe (1)
Spielfilm: 3:2, 3:5, 5:8 (Hz), 7:8, 8:10, 10:10, 10:13, 12:14 (Es)

Endspiel:

Buxtehuder SV – Borussia Dortmund 23 : 22 n.V. (8:6; 17:17; 21:20)
Tore BSV: Melbeck (6), Schliecker (5), Kiärskou (3), Henze (3), Vogt (2), Große (2), Kotenko (1), Neumann (1)
Tore BVB: Seiffert (10/2), Lipan (3), Brandt (2), Stange (2), Kliewe (2), Härdter (1), Held (1), Tesch (1)
Spielfilm: 0:2, 3:2, 6:3, 8:6 (Hz), 11:8, 13:10, 13:14, 16:15, 16:16, 17:16, 17:17 (40.), 19:19, 21:20 (45.), 22:20, 22:22, 23:22 (Es)

Platzierungsspiele:

VfL Oldenburg – Duslo Sala 13 : 11 (6:5)
Tore VfL: Schmidt (5), Lamein (3/1), Hess (2), Hansel (2), Scholl (1)

Oltchim Valcea – TV Mainzlar 14 : 17 (8:6)
Tore TVM: Klimankova (7/2), Ludmilova (6), Baboi (2), Grölz (1), Krtschil (1)

Start Elblag – Kuban Krasnodar 12 : 17 (6:7)

Abschließende Platzierung:
1. Buxtehuder SV
2. Borussia Dortmund
3. Kuban Krasnodar
4. Start Elblag
5. TV Mainzlar
6. VfL Oldenburg
7. Duslo Sala
8. SC Oltchim Valcea
9. Nata Gdansk
10. VfL Oldenburg II.

Auszeichnungen:

Beste Spielerin: Anna Kurepta (Kuban Krasnodar, 50 Tore)
Beste Torhüterin: Natalia Charlamowa (Start Elblag)
Torschützenkönigin: Svetlana Smirnova (Kuban Krasnodar, 51 Tore)
Fairste Mannschaft: VfL Oldenburg

Stimmen:

Bundestrainer Ekke Hoffmann:
Die Ausgeglichenheit der teilnehmenden Mannschaften hat das Turnier interessant gemacht. Jede Mannschaft konnte jede andere schlagen – mit Ausnahme von Oldenburg II vielleicht – das hat für sehr große Spannung gesorgt. Daher waren es auch keine leichten Spiele. Die deutschen Mannschaften haben zum einen viel getestet, ehe es in der K.O-Runde zum anderen darum ging zu gewinnen. Beides wurde gut miteinander verbunden.

Heike Axmann , Trainerin des Buxtehuder SV:
Unser Ziel bei dem Turnier war Sicherheit vor allem in der Abwehr zu holen, da man dort die Spiele gewinnt. Das ist uns hervorragend gelungen – Einstellung und Wille haben gestimmt, wir haben über den Kampf in die Spiele gefunden. Im Finale haben beide Mannschaften nach dem langen Turnier noch hervorragend gearbeitet. Wir haben schöne Szenen geboten und attraktiven Handball gespielt. Insgesamt war es eine sehr gute Mannschaftsleistung mit einer gewohnt starken Christiansen im Tor.

Thomas Happe , Trainer von Borussia Dortmund:
Ich bin rundherum zufrieden. Die Belastung war für unseren kleinen Kader besonders groß. Die Mannschaft hat sich sehr gut entwickelt. Wir wollten in diesem Turnier vor allem unseren Neuzugang Lipan integrieren und haben das gut geschafft. Es war ein klasse Turnier, das gut organisiert und gut besetzt war. Wir würden uns freuen nächstes Jahr wiederkommen zu dürfen.

Bernd Bierau , Manager des TV Mainzlar:
Diese Turnierteilnahme war das erste Auftreten unserer neuen Mannschaft. Daher waren wir hier vor allem angetreten um Spielpraxis zu sammeln. Die Ergebnisse waren nebensächlich. Ich bin aber sehr positiv überrascht, wie unsere Mannschaft hier aufgetreten ist.

Peter Kalafut , Trainer des VfL Oldenburg:
Es war ein sehr gutes Turnier mit ausgeglichenen Leistungen. Das Finalspiel hatte ein sehr hohes Niveau. Von Borussia Dortmund bin ich positiv überrascht. Für mich war es als VfL-Trainer das dritte Turnier und ich muss sagen, dass dieses die konstanteste Leistung meiner Mannschaft hier war. Wir haben zweimal entscheidend knapp verloren und Pech gehabt. Die drei Neuzugänge Scholl, Lamein und Fleischer sind bereits gut in die Mannschaft integriert. Im Rückraum müssen wir uns aber noch verbessern.